Chicha, Mais und weltweite Protestaktionen gegen Monsanto: Eine Demo in San José.

von manali_12  

In San José fanden letzten Samstagnachmittag, wie an vielen anderen Orten weltweit, Protestaktionen gegen die multinationale Genfood-Firma Monsanto statt. Als freiwillige „Berufsaktivisten“ waren natürlich auch ein paar von uns mit dabei...

Wir reisten freitags abends aus unseren verschiedenen Einsatzstellen nach San José und setzten uns zunächst einmal zum Brainstorming zusammen: Ich hatte Pinsel, Stoff und Farben im Gepäck, um ein Transparent zu malen, aber welche Botschaft wollten wir vermitteln, und wie würden wir sie graphisch umsetzen? Das Brainstorming wurde zu einer längeren Unterhaltung, in der wir unser Wissen über die Aktivitäten von Monsanto untereinander austauschten und damit gleichzeitig multiplizierten.

Monsanto hält einen Großteil der weltweiten Patente auf gentechnisch verändertes Saatgut, zum Beispiel von herbizidresistenten Sorten von Mais, Soja, und Baumwolle, das das transnationale Unternehmen zu hohen Preisen und an strenge Verträge gebunden, an Bauern auf der ganzen Welt verkauft. Während Monsantos herbizidresistentes Sojasaatgut zum Beispiel in Paraguay und den USA eine große Rolle spielt, ist es in Indien die Bt-Baumwolle, die herkömmliches Saatgut komplett vom Markt verdrängte, und durch ihre wesentlich höheren Preise eine große Zahl von Bauern in den finanziellen Ruin und schließlich in den Selbstmord aus Verzweiflung treibt.

Der Streit in Costa Rica geht hauptsächlich um gentechnisch veränderten Reis und Mais, für dessen Anbau auf 1-2 Hektar Monsanto im Januar grünes Licht erhalten hatte. Als Protestaktion hatte im Dezember eine „Caminata en defensa del maiz“ stattgefunden, ein „Protestmarsch zur Verteidigung unseres Maises“ Die Herbizide, die auf den Anbauflächen solcher genmanipulierten resistenten Sorten in großem Ausmaß verwendet werden, sind nicht nur für Menschen gesundheitsschädlich und stehen im Verdacht, Krebs zu erregen, auch für Bienenvölker sind sie eine große Bedrohung. Neonikotinoide Pestizide sind mitverantwortlich für das weltweite Bienensterben der letzten Jahrzehnte.

Schließlich wurden wir uns einig und begannen, unseren Spruch „Kontrolliere die Nahrungsversorgung, und du wirst die Menschen kontrollieren“ und Hände zu skizzieren, die die aus Dollarzeichen geformten Ketten der Handschellen, die sie fesseln, zerreißen. Bis spät in die Nacht bemalten wir im Seminarraum unserer Unterkunft mit roter und schwarzer Farbe den weißen Stoff – bis zum nächsten Mittag sollte das Werk schließlich Zeit zum trocknen haben.

Nachdem wir den Morgen nutzen, um auf der Feria Verde in einem Workshop Samenbomben aus Ton, Erde, und eben Samen bauen zu lernen, auf einer Slackline zu balancieren, die eine von uns mitgebracht hatte, und damit auch die Kinder auf dem Markt zu begeistern, Kontakte zu knüpfen und die verschiedenen Produkte kennenzulernen und auszuprobieren, gingen wir gegen Mittag kurz zurück zur Unterkunft. Wir holten unser Transparent, das eine von uns in der Zwischenzeit an der Oberseite noch mit einem Plastikrohr versehen hatten, um es bequemer tragen zu können, zeichneten uns mit Schminkfarben noch etwas Kriegsbemalung auf die Haut, und eilten schließlich zur Plaza de la Cultura, wo der Protestmarsch beginnen sollte.

Hier versammelten sich die Demonstranten. Kameras waren da, es wurde gefilmt, und fotografiert, die verschiedenen Transparente und Plakate festgehalten. Auch wir schauten uns um, dann setzte sich der Zug, der laut der Tico Times aus etwa 300 Menschen bestand, in Bewegung und lief über zwei Stunden lang fröhlich, aber bestimmt, lärmend, trommelnd und singend durch die zentralen Straßen San Josés:

„Queremos Chicha, queremos maíz, queremos a Monsanto fuera del país...“
(Wir wollen Chicha (traditionell hergestelltes Maisbier), wir wollen Mais, wir wollen Monsanto raus aus dem Land.)

Die ersten beiden Wünsche gingen für mich bereits in Erfüllung: Nach wenigen Schritten, im Demonstrationszug drückte mir jemand einen kleinen, in einem kräftigen dunkelrot-violett gefärbten Maiskolben in die Hand, den ich in den nächsten Tagen hoffentlich auf der Finca meiner Einsatzstelle aussäen kann. Später dann kam einer, der Demonstranten, dem wir inzwischen mit Gesichtsmalfarben ebenfalls „Fuera Monsanto“ auf ins Gesicht gemalt hatten, mit einer Blechflasche vorbei, und lud mich und die anderen auf einige Schlucke Chicha ein.



Quelle und weitere Infos über die Demo am Samstag in San José findet man z.B. bei der Tico Times bei Hundreds march against Monsanto in San José.
Ein interessanter Dokumentarfilm über Monsanto ist „Monsanto, mit Gift und Genen“. Frankreich, Kanada, Deutschland, 2007, Regie: Marie-Monique Robin
Ein Artikel über die „Caminata del maiz“ und
zum Bienensterben: Das Geheimnis des Bienensterbens, Dokumentation von Mark Daniels (Info & Trailer) oder in manchen Ländern online

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